Daniel Kötter

Fernorchester

Musiktheater für das Ensemble Mosaik

„[…] IN DEN SCHÖNSTEN MOMENTEN eine unglaublich komplexe audiovisuelle Schichtung, von eigentümlichem und etwas monströsem Reiz.Wie durch einen Schleier glaubt man von fern beinahe ein Orchester zu hören.“                                                                                                              - Aron Koban, Dresdner Kulturmagazin 

2.10.2012, 20 Uhr
3.10.2012, 18 Uhr
Festspielhaus Hellerau

  

8./9./10.11.2012
sophiensaele Berlin
 

Daniel Kötter/Hannes Seidl

FERNORCHESTER

Auftragswerk von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden

Hannes Seidl und Daniel Kötter Musik, Video, Bühne, Regie
mit ensemble mosaik: 
Bettina Junge Flöten 
Chatschatur Kanajan Streichinstrumente
Roland Neffe Schlaginstrumente
Ernst Surberg Tasteninstrumente
Christian Vogel Klarinetten
 

Eine Produktion von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden Gefördert von Siemens-Musikstiftung. Mit freundlicher Unterstützung von ZKM Karlsruhe. Mit Dank an GAUDIMU des KCA 48 e. V. – Karnevalsverein Annahütte.
 
Das Fernorchester stand im 19. Jahrhundert für die Öffnung des geschlossenen Konzertraums zur Außenwelt. In ihrem neuen Musiktheaterstück Fernorchester definieren Daniel Kötter und Hannes Seidl gemeinsam mit dem ensemble mosaik den Begriff neu: Fernorchester ist ein Stück nicht nur über die räumliche, sondern auch über die zeitliche Entfernung und ein Protokoll der eigenen Entstehung. In einer über zehn Monate dauernden Entwicklung haben sich die Musiker im Wechselspiel von Probe und Transkription mit ihren Kommentaren, Vorschlägen und Fehlern in den Entstehungsprozess eingeschrieben. Die einzelnen von Kamera und Mikrofon festgehaltenen Schritte auf dem Weg hin zu einem Ergebnis sind bereits das Stück. Fernorchester IST sein eigenes Werden, eine sich selbst entwickelnde Variation zwischen Performance, Konzert und Videodokumentation, in die immer wieder der Außenraum einbricht, das, was jenseits der Grenzen der prekären Gruppe liegt. Was ist die Grundlage des „Wir“ eines Ensembles, und was ist da draußen? Und wer orchestriert hier eigentlich? Daniel Kötter und Hannes Seidl arbeiten seit 2008 zusammen an Experimentalfilmen, Installationen und Musiktheater. Ihre Arbeiten wurden mehrfach international ausgezeichnet und auf bedeutenden Festivals wie der Biennale di Venezia, dem Ultima Oslo oder dem Warschauer Herbst gezeigt.
 
Dresdner:
"Die Geburt des Stücks aus der Selbstreflexion. Uraufführung von »Fernorchester« von Hannes Seidel und Daniel Kötter im Festspielhaus Hellerau
Wer glaubt, er bekäme in dem neuen Stück von Hannes Seidel und Daniel Kötter mit dem so schönen wie sinnreichen Titel »Fernorchester« ein Fernorchester, etwa à la Gustav Mahler, zu hören, der wird sich bald getäuscht finden. Denn zu hören ist zunächst nichts. Zu sehen auch nicht – bis auf einen kleinen Monitor in der Ecke der ansonsten leeren Bühne. Und darin auf einem Stuhl ein etwas unbeholfen wirkender Mann, der – nichts tut. Zwei Minuten wohltuende – oder wie man will – anstrengende Stille, in der der Zuschauer auf seine derzeitige Rolle und sein Zuschauen zurückgeworfen ist. Nur keine Angst vor Selbstreflexion! Und wie als Spiegelung dessen beginnt nun seinerseits der Mann im Monitor über seine Rolle nachzudenken, ein Akteur in einem noch zu realisierenden Stück zu sein. Nun kommt langsam Bewegung ins Stück, zumal sich der Bühnenraum nach und nach mit Monitoren füllt, in denen von weiteren Menschen über dieses »Sujet« sinniert wird. Die daraus entstehende Sprach- und Klangcollage gewinnt eine neue Ebene, wenn auf einmal die spontan ausgeschütteten Meditationen wörtlich von anderen Sprechern wiederholt werden, und es allmählich klar wird, dass hier alles ein sich selbst spiegelndes und vervielfältigendes Material ist, das, einmal gesetzt, sich unaufhörlich weiter auf sich selbst bezieht, wuchert und in die Live-Präsenz der Musiker im Bühnenraum hinüber wächst, die sich wiederum auf die Video-Vorgaben beziehen. Ganz nach Art des Baron von Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus dem Wasser zieht, kann man dem Entstehen eines Stücks aus den eigenen Voraussetzungen beiwohnen. Dass der einmal abgesteckte Kreis nicht verlassen oder überschritten wird, das Stück immer nur auf sich selbst reflektiert, liegt dabei wohl in der Sache selbst begründet. Auch wenn man das Konstruktionsschema, das konsequent durchdekliniert wird, einmal erkannt hat, und Überraschungen danach kaum zu gewärtigen sind, entsteht doch in den schönsten Momenten eine unglaublich komplexe audiovisuelle Schichtung, von
eigentümlichem und etwas monströsem Reiz. Wie durch einen Schleier glaubt man von fern beinahe ein Orchester zu hören."
Aron Koban
 
 
 

 

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